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Herz aus Eis

Fantasy-Drama, Frankreich/Deutschland 2025, 118 min

Was passiert, wenn die Magie eines Märchens die Mechanismen des Kinos selbst reflektiert? In ihrem neuen Film inszeniert die französische Autorenfilmerin Lucile Hadžihalilović ein albtraumhaftes, surreal funkelndes Reich zwischen Filmset und Fantasie. Jeanne (Clara Pacini) flieht in den 1970er Jahren aus einem Kinderheim ins Tal und versteckt sich in den Kulissen einer Filmproduktion. Dort trifft sie auf die rätselhafte Schneekönigin (Marion Cotillard) und erlebt, wie Realität, Inszenierung und Traum unauflösbar ineinander zu verschwimmen drohen. Wie bei Hans-Christian Andersen wird das Märchen zu einer seltsam geschliffenen Linse, durch die Jeanne die (Film-)Welt und ihre Erlebnisse zu deuten versucht, bezaubert und bedroht zugleich. Regisseurin Hadžihalilović (»Evolution«, 2015 und »Earwig«, 2021), lässt die junge Protagonistin durch die Kulissen stolpern, Kostüme ausprobieren und Teil der magischen, aber verstörenden Filmproduktion werden. Marion Cotillard verkörpert die Schneekönigin als unnahbare und zugleich übergriffige ambivalente Person, als Diva und Idol, faszinierend, vereinnahmend und weitaus gefährlicher als bei Andersen. Gaspar Noé verstärkt als Spieler des dubios agierenden Regisseurs die unheilvoll-labyrinthischen Irritationen am Set. Die Regie verwebt gekonnt Coming-of-Age und modernes Märchen, zeigt in opulenten Bildern und raffiniertem Timing, wie das Medium selbst zum Bestandteil der Geschichte wird - als Spiegelkabinett aus Licht, Schatten und Reflexionen. Wie Kino die Verbindung von Wahrnehmung, Identität und emotionaler Wirklichkeit sinnlich erfahrbar macht, wie es involvieren und verunsichern kann - kurz: Wie es seine Sogwirkung entfaltet.
Grit Dora